Ergebnissen durch Schreiben

Vokabeln für technisches Englisch: 5 Gründe, warum du dir darüber keine Gedanken machen solltest.

Ich könnte locker hundert Unterschiede zwischen technischem Englisch und allen anderen Verwendungen der Sprache aufzählen, aber einige davon stechen heraus.

Die Konsequenzen für Fehler ist einer der offensichtlichsten Unterschiede; sie können richtig teuer werden.

Das gilt aber auch für Fehler im Englischen, wenn man zum Beispiel Buchhalter ist… Was ist also beim Englisch für Ingenieure anders?

Nun ja, durch Fehlkommunikation im Ingenieurwesen können Menschen sterben. Wenn es sich nicht gerade um Mitglieder der Mafia handelt, gibt es wohl nicht viele Buchhalter, die sich darüber Gedanken machen müssen.

Ein weiterer Aspekt, der technisches Englisch einzigartig macht, ist die Schwierigkeit es zu üben.

Du möchtest dein Business-Englisch üben? Kein Problem - gehe in einen Irish Pub in oder in der Nähe des Geschäftsviertels deiner Stadt. Dort hängen all die englischsprachigen Geschäftsreisenden rum. Halte einfach nach einem Typen im Anzug Ausschau, spendiere ihm einen Drink und fang an zu schnacken.

Du möchtest dein Englisch für Abwassertechnik verbessern? Kein Problem - schließe dich einfach dem Stammtisch für englischsprachige Abwassertechniker in deiner Stadt an und verbringe einen gemütlichen Abend damit über Schei-

Ach warte mal - den gibt's ja gar nicht. Nirgendwo.

We have too many high sounding words, and too few actions that correspond with them. -Abigail Adams

Ein anderer Ingenieur, eine andere Sprache

Der Hauptgrund, der technisches Englisch so schwierig macht (zu lernen und zu unterrichten), ist das Vokabular.

Das anwendungsorientierte Vokabular ist für jeden Ingenieur anders und es hängt ganz vom eigenen Berufsfeld, der Position und den Projektanforderungen ab. Selbst Ingenieure des gleichen Projekt-Teams brauchen möglicherweise unterschiedliche Begriffe in ihrem Wortschatz.

So ist es verständlich, dass neue Abonnenten von Vorsprung durch Sprache damit die größten Probleme haben.

Aber nach fast sieben Jahren Erfahrung im Unterrichten von Ingenieuren, von Abwasser- bis Zyklonfiltertechnik, ist der beste Rat, den ich für das Lernen von technischem Englisch-Vokabular geben kann:

Mach dir nicht so viele Gedanken.

Das hört sich verrückt an? Hier sind fünf Gründe, warum das so ist:

VORSPRUNG DURCH SPRACHE: der DTE Newsletter

Kein Spam. Keine Werbungen. Kein Bullshit.

1. Wörter sind immer verfügbar

In der Schule hatte ich einen Mathelehrer, der es uns nie erlaubte Taschenrechner bei den Prüfungen zu benutzen. Sein Grund hierfür war: „Ihr werdet in eurem Leben nicht immer einen Taschenrechner dabeihaben."

Nun ja, er hatte recht - ich habe nicht immer einen dabei. Stattdessen trage ich einen kleinen Linux-Computer mit mir rum.

Und höchstwahrscheinlich hast du auch fast immer ein Smartphone dabei.

Die Tage sind gezählt, an denen du im Bus sitzt und dich fragst, welcher Dinosaurier wohl den größten Kopf hatte und für die Antwort einen Umweg zur Bibliothek in Kauf nehmen musst.

Torosaurus: König der Dinosaurierbirnen.
Torosaurus: König der Dinosaurierbirnen.

Das Gleiche gilt für technisches Vokabular - heutzutage ist jedes Wort nur ein paar Fingerstreiche oder Anschläge auf der Tastatur entfernt.

In Sekundenschnelle kannst du ein Wort nachschlagen, das du brauchst: Also finde es, verwende es und dann weiter im Text - du wirst dir ein Wort sowieso viel leichter merken können, wenn du es benutzt .

2. Ein wenig Planung hilft viel

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen du nicht einfach Pause machen kannst, um ein Wort nachzuschlagen, das du brauchst. Zum Beispiel bei einem Meeting oder wenn du einem Kunden eine Tour durch das Werk gibst.

Aber derartige Situationen sollten nicht spontan aufkommen - zumindest nicht allzu oft.

Deshalb kannst du Problemen mit deinem Vokabular in diesen Situationen so vorbeugen, wie es Ingenieure bei jedem anderen Problem tun: durch Planung.

Dein Meeting sollte eine Tagesordnung haben, deine Tour eine Abfolge und deine Präsentation eine Gliederung.

Also mache davon Gebrauch! Mit einer kurzen mentalen Probe kannst du die Wörter, die dir fehlen, vor deinem Auftritt leicht identifizieren und vorher eine Liste der benötigten Übersetzungen anfertigen.

Du musst dir über das Auswendiglernen keine Gedanken machen. Nimm die Liste mit in dein Meeting oder auf deine Tour und benutze sie, wenn du sie brauchst.

Nachricht auf dem Hand geschrieben

Oder noch besser:

Setze die Liste auf die Tagesordnung aller Teilnehmer des Meetings, damit jeder auf dem gleichen Stand ist. Manche Kollegen werden es dir sogar danken.

Natürlich kann man nicht auf alles gefasst sein und Murphys Gesetz ist nur allzu real…

…also denke an den folgenden Punkt, wenn du das nächste Mal gezwungen bist zu improvisieren:

3. Du kannst immer schummeln

Ich werde nie vergessen, als es mir das erste Mal mit Deutsch passiert ist: Ich kannte den Namen des Weges nicht, den ich nahm, um über die Straße zu gehen, also habe ich einfach Überweg gesagt.

Schließlich stellte sich heraus, dass das richtig war und seither ist das meine Strategie - wenn ich ein deutsches Wort nicht kenne, denke ich mir einfach eines aus.

Ich weiß, dass das nicht immer richtig sein wird, aber Richtigkeit ist in diesen Fällen gar nicht so wichtig.

Und hier ist der Grund dafür:

Selbst wenn mein erfundenes Wort falsch ist, wird jeder verstehen worüber ich rede. Nicht nur das, ich muss auch nie meinen Redefluss unterbrechen, wenn ich ein bestimmtes Wort nicht weiß.

Flammenwerfer: it werfs Flammen.

Und für Englisch ist das ähnlich, aber es gibt hier einen SEHR wichtigen Unterschied:

Du wirst auf die Schnauze fallen, wenn du versuchst dir ein englisches Wort auszudenken (vertrau mir).

Tweet das

Wenn dir aber ein englisches Wort nicht einfällt, egal ob technisch oder nicht, kannst du immer noch schummeln und stattdessen die Definition aussprechen.

Ein Beispiel:

Wenn du nicht auf das Wort „chair" kommst, sag einfach „thing that you sit on". Oder wenn du dich nicht an das englische Wort für Absperrklappe erinnerst, sag einfach „shutoff valve with a turning disc".

Alle werden verstehen, was du meinst, und du musst nie deinen Satz unterbrechen und kopfkratzend dastehen.

Und das Beste daran? Fast immer wird jemand so etwas sagen wie „You mean a butterfly valve?".

Das ist schon fast zu einfach.

4. Lerne Formeln und keine Variablen

Als du an der Uni studiert und die Grundlagen des Ingenieurwesens gelernt hast, was war letztendlich wichtiger?

Die richtigen Formeln in der richtigen Situation anzuwenden oder dir die genauen Werte zu merken, die du in die Formeln eingefügt hast, um ein bestimmtes Problem zu lösen?

Natürlich ist es viel wichtiger die Formeln zu verstehen als sich die Variablen zu merken. Was glaubst du war sonst der Grund dafür, dass uns beigebracht wurde all die verrückten Diagramme, Graphen und Tabellen zu lesen?

Smith Chart

Zu lernen wie man die richtigen Werte findet, wenn man sie tatsächlich braucht, macht VIEL mehr Sinn als zu versuchen sie sich zu merken.

Siehst du, worauf ich hinauswill?

Wenn du dich beim Lernen von technischem Englisch darauf konzentrierst, dir technisches Vokabular zu merken, dann ist das so, als würdest du versuchen dir Tabellen voller Materialeigenschaften einzuprägen.

Wenn du dich aber darauf konzentrierst zu verstehen, wie du diese Wörter benutzt, indem du Konzepte wie den Satzbau und die richtige Verwendung von englischen Zeitformen lernst…

…so wirst du das technische Englisch-Vokabular lernen, das du brauchst, ohne dich überhaupt darum bemühen zu müssen.

5. Mangel relevanter Hilfsmittel

23. So viele Arbeitshefte für technisches Englisch habe ich mittlerweile in meinem Regal. Meine Sammlung wächst zwar ständig, aber bis auf 2 Ausnahmen werden alle unbenutzt und auf ewig dort liegen bleiben

Warum? Weil sie Müll sind (um es nett auszudrücken).

Entweder wurden sie von jemandem geschrieben, der keine Ahnung vom Ingenieurwesen hat, oder sie wurden gemacht, um Englischlehrern zu helfen, die keine Ahnung vom Ingenieurwesen haben.

Allerdings gibt es einen gemeinsamen Nenner: Bei fast allen Büchern geht es um das Lernen von technischem Vokabular, das ein Ingenieur über A2 niemals verwenden würde oder bereits kennt.

Wenn du also nicht bereit bist, deine eigenen Übungsfragen zu schreiben, wünsche ich dir viel Glück dabei ein Arbeitsbuch zu finden, das sich lohnt.

(Und solltest du wirklich eines finden, sag mir auf jeden Fall Bescheid!)

Abschluss

Vokabeln sind ein sehr wichtiger Teil des technischen Englisch, aber nicht wichtig genug, um der zentrale Fokus deines Lernens zu sein.

Mit anderen Worten: Lass die Karteikarten stecken, wenn du nicht ganz sicher bist, dass sie dir wirklich helfen.

Mit meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass es viel mehr bringt zu lernen, wie man die Wörter anwendet, die man braucht (sprich Grammatik und Kontext) und die fehlenden Wörter nebenbei raussucht.

Schließlich noch etwas zu Punkt 5: Der Fairness halber möchte ich kein bestimmtes Buch für technisches Englisch anpreisen oder schlechtmachen. Auch habe ich nicht vor ein eigenes zu schreiben.

Aber ich schreibe gerade etwas ( in meinem Gastartikel für Dr. Nickl und die doctima-Crew habe ich es kurz erwähnt ).

Mein neuestes Projekt ist nicht gedacht, um Ingenieuren spezifisches technisches Vokabular beizubringen.

Stattdessen arbeite ich an einer Methode, mit der sich jeder Ingenieur in jedem Bereich genau jenes technische Vokabular aneignen kann, das er braucht, um jede Komponente, jeden Prozess oder jedes System beschreiben zu können.

In meinen Augen ist das mehr als ein Vokabel-Arbeitsheft jemals schaffen könnte. Ein neuer Schaltplan für technisches Vokabular.

Bleibt dran…! And never stop learning.

Diesen Artikel teilen:

Vorsprung durch Sprache per Email / RSS Folgen:

      Abonniere per RSS   Erhalte Updates per Email

Von Marvin Kobold aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

Lerne weiter -